Kommentar zum Klimaschutzaktionsplan


Ein wirklicher Transformationsplan sieht anders aus

Seit November 2022 hat Mannheim einen Klimaschutzaktionsplan (KSAP). Er soll als Leitfaden für die Maßnahmen dienen, durch die Mannheim bis 2030 klimaneutral werden soll. Das Anstreben dieses Ziels ist Voraussetzung für die Beteiligung der Stadt an dem EU-Programm „100 Climate Neutral and Smart Cities“. Der Klimaschutzaktionsplan ist in einem längeren Prozess entstanden, an dessen Anfang das Versprechen einer umfassenden Bürgerbeteiligung stand, ein Anspruch, der in der Realität leider kaum eingelöst wurde. Die zu insgesamt acht Handlungsfeldern gebildeten Strategiegruppen, an den Vertreter:innen gesellschaftlicher Gruppen (u.a. auch von Klima- und Umweltorganisationen) beteiligt waren, und in denen die inhaltliche Diskussion über die Maßnahmen stattfinden sollte, haben sich nur wenige Male getroffen. Die eigentliche inhaltliche Arbeit wurde von dem von der Stadt beauftragten Wuppertal-Institut geleistet. Von Anfang an gab es Uneinigkeit über die Zielsetzung und das Vorgehen, z. B. ob es nur um das Erreichen von Klimaneutralität zu einem definierten Zeitpunkt gehen sollte oder auch um die Einhaltung des für Mannheim bei Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad rechnerisch verbleibenden Emissions-Restbudgets von 16,2 Millionen Tonnen CO2, und wie konkret der Transformationspfad festgelegt werden soll.

Die Maßnahmenbeschreibungen müssten angesichts der knappen Zeit konkreter sein

Das Ergebnis hat dementsprechend Licht- und Schattenseiten. Beschrieben werden insgesamt 81 Maßnahmen aus 8 Handlungsfeldern. Es sind gute Ideen dabei, deren Umsetzung den Klimaschutz in Mannheim auf jeden Fall voranbringen würden. Einige der Maßnahmen sind detaillierter beschrieben. Ein großer Teil sieht allerdings mehr aus wie das Ergebnis eines Brainstormings und noch nicht wie eine umsetzbare Planung. Der vielfach nur geringe Konkretisierungsgrad passt schlecht zu der (für einen großen Teil der Transformation) nur noch kurzen verbleibenden Umsetzungszeit.

Z. B. ist es sicher positiv, wenn geplant ist, die Fernwärme durch Erschließung der Potenziale an Flusswärme, Biomasse, Geothermie, industrieller Abwärme und Solarthermie zu dekarbonisieren. Zu diesem Thema war schon viel Vorarbeit geleistet worden. Es gibt z.B. die „Potenzialstudie Klimafreundliche Fernwärme ohne GKM 2030“ von BUND und Fraunhofer IEE und auch die „Energierahmenstudie“ des Wuppertal-instituts für die MVV (was immer man von deren Inhalt hält). Insofern sollte jetzt eigentlich schon konkreter darstellbar sein, von welchem Energieträger bis wann welcher Beitrag zur Fernwärme kommen soll, und wann die Kohleverbrennung im GKM beendet werden kann. Solche Konkretisierungen sucht man im KSAP allerdings vergeblich (das Ende der Kohleverbrennung wird nur als Randbedingung aufgeführt). Schwer zu verstehen ist, dass die Müllverbrennung, die aktuell schon als Energiequelle für die Fernwärme genutzt wird und leider auch fossiles CO2 emittiert, nicht mal erwähnt wird. Notwendig und begrüßenswert ist die geplante Offensive für energetische Gebäudesanierung zur Reduzierung des Heizenergiebedarfs, wobei da nicht wirklich klar wird, wie 4% Sanierungen pro Jahr bei der begrenzten Handwerkskapazität und anderen bestehenden Hindernissen (Denkmalschutz, Erhaltungssatzungen, Finanzierungsprobleme) erreicht werden sollen.

Positiv ist das Vorhaben, in der Industrie die Energieeffizienz zu verbessern, zu „kohlenstoff-freien oder -armen Energieträgern“ zu wechseln, Abwärme zu nutzen und Prinzipien der Kreislaufwirtschaft mit besserer Wiederverwendung von Rohstoffen einzuführen. Allerdings scheinen auch diese Überlegungen bisher noch wenig konkret zu sein, was angesichts des Stellenwerts dieses Sektors – er ist immerhin für fast die Hälfte des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen von Mannheim verantwortlich – und der kurzen Zeit bis 2030 Zweifel weckt, welchen Beitrag die Industrie bis dahin wirklich leisten wird. Die energieintensiven Prozesse der größeren Betriebe sollten eigentlich bekannt sein (z.B. in der Papierindustrie).

Unterstützenswert ist die Absicht, den klimaschädlichen Autoverkehr durch Verkehrsvermeidung und -Verlagerung auf ÖPNV, Rad- und Fußverkehr zu reduzieren, und nicht nur auf die „Antriebswende“ zu hoffen.

Schließlich ist auch gut und notwendig, dass Maßnahmen zur Klimaanpassung genannt werden, z. B. Flächenentsiegelung, Gebäudebegrünung, und Schwammstadt-Konzept. Hitzewellen und Extremwetterlagen nehmen allgemein zu, so dass die Klimaanpassung dringlicher wird. Dabei sollte aber klar sein, dass diese Maßnahmen kaum zur CO2-Reduzierung beitragen und auf keinen Fall Ersatz für wirksamen Klimaschutz sein können.

Ungesicherte „Rahmenbedingungen“ und unklare Verantwortlichkeit

Für die einzelnen Maßnahmen werden jeweils Rahmenbedingungen, Zeithorizont, Beitrag zur Klimaneutralität, finanzieller Aufwand, mögliche Synergien und Zielkonflikte und Zuständigkeiten für die Umsetzung genannt.

Unter „Rahmenbedingungen“ steht, welche rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen auf EU-, Bundes- und Landesebene vorher geschaffen werden müssen, damit die jeweilige Maßnahme durchführbar und wirksam wird. Es ist unbestreitbar, dass Mannheim keine Insel ist, weder geografisch noch politisch oder energetisch. Die Möglichkeiten, mit den Mitteln und ordnungsrechtlichen Kompetenzen einer Kommune innerhalb eines noch fossilen Umlands lokal Klimaneutralität zu erreichen, sind begrenzt. Die Unterstützung der übergeordneten Ebenen ist von daher tatsächlich nicht unwesentlich. Stellenweise werden unter den geforderten Rahmenbedingungen allerdings auch weltpolitische Risiken und andere schwer beeinflussbare Punkte aufgezählt, wodurch der Eindruck entsteht, dass da schon vorsorglich Hinderungsgründe gesucht werden, auf die später die Schuld für das Verfehlen der Ziele geschoben werden kann.

Unter „Zuständigkeit“ für die Umsetzung der Maßnahmen werden unterschiedliche Fachbereiche der Stadtverwaltung, die Klimaschutzagentur und andere Akteure (von Unternehmen bis zur gesamten „Stadtgesellschaft“) genannt. Die Zuständigkeiten in der Stadtverwaltung sind sehr breit gestreut, was das Risiko birgt, dass sich dort am Ende niemand wirklich verantwortlich fühlt. Die personellen Ressourcen dort werden (trotz Aufstockung bei der Klimaschutzagentur) auch nicht unbegrenzt sein. Was die anderen Akteure betrifft, die die weitaus meisten Emissionen verursachen, hat die Stadt nur eingeschränkte rechtliche und finanzielle Möglichkeiten, deren Verhalten zu beeinflussen, so dass deren Beiträge zur Umsetzung auch nicht als gesichert betrachtet werden können. Verbindliche Vereinbarungen mit den relevanten Akteuren (MVV, RNV, Industriebetriebe), die dafür eigentlich notwendig wären, sind uns bislang nichts bekannt.

Klimaneutralität auch bei vollständiger Umsetzung des Plans nicht gesichert

Auch wenn alle Maßnahmen umgesetzt werden, ist nicht gesichert, dass damit Klimaneutralität erreicht wird. Als Ausgangsbasis für die Emissionsreduzierung wird im KSAP die Mannheimer Emissionsbilanz von 2018 des IFEU-Instituts verwendet. Danach wurden in Mannheim 2018 3,1 Millionen Tonnen CO2 emittiert, davon 48,8% durch die Industrie, 22,5% von den Haushalten und 22,4% durch den Verkehr.

aus IFEU Emissionsbilanz Mannheim 2018

Nur für 27 der 81 Maßnahmen werden Abschätzungen für erzielbare Emissionseinsparungen angegeben. Die Berechnung dieser Zahlen ist nicht nachvollziehbar. Auch bei Maßnahmen, die bislang nur sehr grob umrissen sind, gibt es zum Teil erstaunlich hochauflösende (und damit Genauigkeit suggerierende) Angaben zur Emissionsreduzierung. Z.B. soll die Mannheimer Industrie durch die oben genannten Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Nutzung erneuerbarer Energie genau 319.900 t CO2 im Jahr vermeiden.[i] Zu den restlichen 54 Maßnahmen werden keine Minderungspotenziale angegeben. Wenn man die angegebenen Zahlen trotz ihrer schlechten Nachvollziehbarkeit für bare Münze nimmt, sie alle addiert (obwohl die Potenziale sich teilweise erklärtermaßen teilweise überlappen) und dabei auch noch optimistisch annimmt, dass die Vorweg-Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs um 20%, die letztes Jahr aufgrund der Energiekrise angenommen wurde, als dauerhaft eingepreist werden kann, kommt man in der Summe auf eine Reduzierung der Emissionen um knapp 2,3 Millionen Tonnen. Bis „netto null“ würden dann noch über 800.000 Tonnen fehlen. D.h. einen wirklichen Pfad zur Klimaneutralität zeigen diese Maßnahmen nicht auf.

Emissionen 2018 und Emissionsminderung durch KSAP-Maßnahmen

Rechnung zur Zielerreichung basiert auf anderem Szenario

Um trotzdem eine Aussage über die Erreichbarkeit des Ziels machen zu können, werden im letzten Kapitel des KSAP zwei mögliche Pfade zur Klimaneutralität untersucht, die allerdings nicht auf den davor beschriebenen Maßnahmen beruhen, sondern auf einem anderen Szenario, das das Wuppertal-Institut davor in der bereits erwähnten Energierahmenstudie (ERS) für die MVV entwickelt hatte. Grund dafür ist wohl, dass für dieses Szenario im Gegensatz zum KSAP schon ein Rechenmodell für Energieverbrauch und Emissionsfaktoren vorlag. Die Energierahmenstudie ist stark auf Strom- und Wärme fokussiert, geht von anderen Ist-Emissionszahlen aus[ii] und ist in ihrer bisherigen Fassung auf eine Klimaneutralität erst im Jahr 2050 ausgerichtet. Um da schon 2030 hinzukommen, müsste die in der ERS beschriebene Transformation stark beschleunigt werden. Ob das möglich ist, wird nicht im Einzelnen untersucht. Es werden nur Voraussetzungen dafür formuliert, z. B. dass in diesem Fall der von außerhalb Mannheims kommende Netzstrom und das Gas schon 2030 klimaneutral sein müssten, dass 4 bis 6 Prozent der Häuser pro Jahr energetisch saniert werden müssten, und dass Heizungen und Autos schneller ausgetauscht werden müssten, als es bei deren technischer Lebensdauer üblich ist. Hier entsteht noch mehr als in der Beschreibung der KSAP-Maßnahmen der Eindruck, für die Erreichung der Ziele würde es hauptsächlich auf externe und andere nur eingeschränkt beeinflussbare Faktoren ankommen.

Zuletzt wird ein Abgleich gemacht zwischen den auf Mannheim entfallenden Restbudgets an CO2-Emissionen für die Einhaltung der 1,5 und der 1,75 Grad Grenze, und den kumulierten Emissionen, die bis 2030 in Mannheim entstehen würden, wenn man bis dahin mit dem ambitionierteren der beiden aus der ERS abgeleiteten Pfade, der deutlich über die KSAP-Maßnahmen hinaus geht[iii], eine Reduzierung der Emissionen um 93% erreicht[iv]. Dabei kommt heraus, dass das Budget für die Begrenzung auf 1,75 Grad in diesem Fall einhaltbar wäre, das für 1,5 Grad allerdings nicht.

D.h. scheinbar gilt jetzt sogar das von der Klimabewegung geforderte weitergehende Ziel, nämlich die Einhaltung des Mannheimer 1,5-Grad-Budgets als Maßstab. Dafür wird aber die Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 schon vorab als gegeben vorausgesetzt. Am Ende hat man also einen Maßnahmenkatalog ohne wirkliche Wirkungsabschätzung und dafür eine Wirkungsabschätzung für ein anderes, ursprünglich längerfristig geplantes Szenario, dessen Umsetzbarkeit bis 2030 an einige eher unwahrscheinliche Annahmen gebunden ist. Und man tröstet sich damit, dass man, falls diese unwahrscheinlichen Bedingungen trotzdem alle erfüllt werden sollten, sogar in die Nähe der Einhaltung des Emissionsbudgets kommen könnte. Das heißt nicht, dass es völlig ausgeschlossen ist, mit den KSAP-Maßnahmen das Klimaneutralitätsziel oder sogar das Budgetziel zu erreichen. Es wäre dann aber mehr Zufall als Planung. Ein wirklicher Transformationsplan sieht anders aus.

Der Gemeinderat hält sich Hintertüren offen

Der Gemeinderat hat sich zudem beim Beschluss über den Klimaschutzaktionsplan vorbehalten, über die einzelnen Maßnahmen und deren Finanzierung jeweils nochmals getrennt abzustimmen. Dass dabei alle Maßnahmen auch einzeln eine Mehrheit bekommen, dürfte schon bei der derzeitigen Zusammensetzung des Gemeinderats nicht gesichert sein, z. B. bei den traditionell kontroversen Themen im Verkehrsbereich. Durch die Neuwahl 2024 könnten sich die Voraussetzungen dafür weiter verschlechtern.

Mannheim kohlefrei fordert tatsächliche Transformationsplanung und Umsetzungscontrolling mit Bürgerbeteiligung

Mannheim kohlefrei unterstützt das Ziel, Mannheim bis 2030 klimaneutral zu machen und erwartet von allen Beteiligten, dass an diesem Ziel festgehalten wird, auch wenn die Realisierung schwieriger wird, als es im KSAP auf den ersten Blick erscheint. Wir fordern weiterhin auch die Einhaltung des auf Mannheim entfallenen CO2-Restbudgets. Für die Klimagerechtigkeit ist die Menge an CO2, die bis zum Zeitpunkt der Klimaneutralität noch emittiert wird, relevanter als der Termin der Klimaneutralität.

Trotz der bestehenden Kritikpunkte setzen wir uns für die Umsetzung des KSAP ein. Das allein reicht aber nicht. Der KSAP muss durch eine tatsächliche Transformationsplanung untersetzt werden. Dazu gehört eine Konkretisierung der Maßnahmen, die Entwicklung eines Rechenmodells, das die bislang fehlende Abschätzung der Emissionsminderungspotenziale ermöglicht, bei Bedarf Ergänzungen des KSAP durch zusätzliche Maßnahmen, eine genauere Abschätzung des Finanzbedarfs, Einigungen mit Landes-, Bundes- und EU-Ebene über Fördermittel und rechtliche Voraussetzungen, eine verbindliche Einbindung der MVV und der größeren Betriebe, ein transparentes Umsetzungscontrolling und eine begleitende Bürgerbeteiligung.


[i] Zumindest teilweise wurden sie offenbar per Dreisatzrechnung aus Zahlen abgeleitet, die in einem Papier des Umweltbundesamts als bundesweite Reduzierungspotenziale genannt werden, die im Einflussbereich der Kommunen liegen

[ii] Die Berechnungsmethoden für die Emissionen des örtlichen Stromverbrauchs und der durch Kraft-Wärme-Kopplung gewonnenen Wärme unterscheiden sich von denen, die für die IFEU-Emissionsbilanz von 2018 verwendet werden. Außerdem gibt es Abweichungen z. B. beim Erdgasverbrauch der Industrie (laut IFEU-Zahlen von 2018 immerhin 1,5 TWh mit Emissionen von 380.000 Tonnen CO2), der in den ERS-Zahlen gar nicht enthalten ist, und bei den Emissionen des Verkehrs, die von IFEU mit 700.000 und in der ERS nur mit 500.000 Tonnen angegeben werden.

[iii] Bei diesem ambitionierteren Pfad wird u.a. angenommen, dass das Müllheizkraftwerk bis 2030 durch eine (aus ökologischen Gründen umstrittene) CO2-Abscheidung „klimapositiv“ wird und dass der Anteil batterieelektrischer Autos im Straßenverkehr bis dahin 50% beträgt.

[iv] 93% sind keine 100%, d.h. es gäbe dann voraussichtlich auch in den Folgejahren noch Emissionen, die man in den Budgetabgleich einrechnen müsste

Stellungnahme zu den Plänen der MVV Energie AG 2021

zum Bau eines neuen Biomasseheizkraftwerkes

Bereits im Frühjahr 2020 gab es Hinweise auf Neubaupläne für ein Biomasseheizkraftwerk. Diese wurden im Verlauf teilweise mit verschiedenen Standorten in Verbindung gebracht (GKM, Friesenheimer-Insel).

Nun wurde im Hauptausschuss des Mannheimer Gemeinderates Ende Juli 2021 der Neubau eines Biomasseheizkraftwerks vom Technikvorstand der MVV Energie AG Herrn Dr. Roll angekündigt. Als Brennstoff soll Altholz eingesetzt werden (200 km Umkreis), wobei Frischholz nicht explizit ausgeschlossen wurde.

Trotz der hohen Wärmepotenziale von Geothermie und Flusswärme, die inzwischen unbestritten sind, und emissionsfrei und bei null CO2 Emissionen Wärme bereitstellen können, soll nun doch vermehrt auf Verbrennung von Biomasse zurückgegriffen werden.

Weitere Infos zu den einzelnen kritischen Punkten zu unserer Stellungnahme finden Sie in unserer PDF zum herunterladen:

Die ganze Stellungnahme zum downloaden:


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Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unseren Sprecher (September 2021) :       

Andreas Häuser (Armbrustweg 3, 68163 Mannheim)

                     


Kritische Bewertung der Energierahmenstudie (ERS) der MVV Energie AG

Mannheim Kohlefrei kritisiert die Energierahmenstudie ERS der MVV Energie AG

Die Energierahmenstudie der MVV Energie AG 2018

Auftragnehmer zur dieser Energierahmenstudie ist das Wuppertal Institut. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Mannheim erfolgte in einem Begleitkreis. Aufgabe der Studie war aufzuzeigen wie Klimaneutralität bis 2050 in Mannheim erreicht werden kann.

Die Orientierung am Zeithorizont 2050 erfolgte in Anlehnung an bundespolitische Beschlüsse. Keine ökonomische Betrachtung des Klimaschutzszenarios (ERS, Seite 5). Es wurden keine ökonomischen Analysen vorgenommen. Stattdessen wurden Sensitivitätsbetrachtungen durchgeführt, die allerdings lediglich Varianten in den Annahmen und deren Auswirkungen auf die Ergebnisse betrachteten.

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Die ganze Stellungnahme zum downloaden:
Hintergrund Info zur “Energierahmenstudie”

Zu lesen auf:
https://www.mvv.de/de/energierahmenstudie



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Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unseren Sprecher (August 2021) :       

Andreas Häuser (Armbrustweg 3, 68163 Mannheim)

                     


Positionspapier zu „Wege zur Klimaneutralität“

Energierahmenstudie der Stadt Mannheim
Analyse im Auftrag der MVV Energie AG durch das Wuppertal Institut

Einleitung

Am 1.3.2021 wurde durch die MVV Energie AG die Studie „Wege zur Klimaneutralität“ veröffentlicht. Die Stadt Mannheim möchte diese Studie als Energierahmenstudie für weitere Beschlussfassungen und die Erarbeitung eines Klimaschutz-Aktionsplans zu Grunde legen.

Wir stellen dazu fest, dass es desbezüglich bislang keine Beschlusslage im Mannheimer Gemeinderat gibt.

Wir sehen eine Reihe von gravierenden Defiziten, die sich vermutlich durch die Aufgabenstellung und Ausrichtung des Studiendesigns erklären lassen.
Die Notwendigkeit einer eigenen Studie, beauftragt durch die Stadt Mannheim, unabhängig von wirtschaftlichen Interessen und Zwängen, wird offensichtlich.

Die der Öffentlichkeit zugängliche Studie[1] macht eine detaillierte Diskussion und Überprüfung schwer möglich. So fehlen beispielsweise wichtige ökonomische Daten, ganz abgesehen von ausführlichen Unterlagen zu den Berechnungen, so dass wir uns in unserer Kritik auf die veröffentlichte Version beschränken müssen.

Kritik in Kurzform

1. Klimaziele
Die Erreichung einer Klimaneutralität (95% Reduktion der CO2-Emissionen)  der Stadt Mannheim wird laut Studie erst im Jahr 2050 erreicht werden.
„Die Erderwärmung soll nach Art. 2 des Pariser Klimaabkommens im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter 2 °C begrenzt werden und es sollen Anstrengungen unternommen werden, diese möglichst auf 1,5 °C zu limitieren.[2]
Die Dringlichkeit einer Einhaltung der 1,5°C-Grenze wird insbesondere durch einen Sonderbericht des IPCC von 2018 unterstrichen[3].
Nach Berechnungen des BUND (siehe Anhang) für Baden-Württemberg müsste bis 2030 eine Reduktion der CO2-Emissionen um 90% gegenüber 2019 erreicht werden, um diese Grenze einzuhalten.
In der vorgelegten Studie des Wuppertal-Instituts wird von einer CO2-Emissionsminderung gegenüber 2018 von lediglich 30% bis 2030 ausgegangen! Damit liegt der gewählte Emissionspfad niedriger als das Reduktionsziel von -42% bis 2030 der Landesregierung von Baden-Württemberg.
Dies liegt vor allen Dingen daran, dass die Steinkohleblöcke des GKM erst spät abgeschaltet werden sollen: Block 7 Anfang 2020 (Reserve), Block 6 Anfang 2026, Block 8 Anfang 2028, Block 9 Anfang 2033. Außerdem werden die Potenziale für die Fernwärmeerzeugung nicht ambitioniert genug bis 2030 ausgeschöpft (siehe Kapitel Fernwärme) und die Restmüllverbrennung wird ungemindert fortgeführt.

Das für Mannheim verbleibende Restbudget an CO2-Emissionen zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze (50% Wahrscheinlichkeit) beträgt Stand 1.1.2020 noch ca. 16,2 Mio. t. Aus Vereinfachungsgründen und zur konkreten Veranschaulichung rechnen wir das Deutschland verbleibende Restbudget auf Köpfe um und multiplizieren es mit der Einwohner*innenzahl von Mannheim (pro Kopf 51 t CO2).

2. Fernwärme im KliMa-Szenario des Wuppertal-Instituts

Die Fernwärmeerzeugungbasierte im Jahr 2018 ausschließlich auf der Wärmeauskopplung (KWK) im Grosskraftwerk Mannheim (GKM).
Veröffentlicht wurden folgende CO2-Emissionen für den Mannheimer Fernwärmeverbrauch:
2018 waren dies 580.000 t CO2/a und 2030 werden im Szenario 320.000 t CO2/a angegeben.
Die CO2-Emissionen werden demnach von 2018 bis 2030 um 260.000 t/a gesenkt, das sind ca. 45%.
Die Fernwärmeerzeugung erfolgt 2030 immer noch weitgehend im GKM. An zweiter Stelle rangiert die thermische Abfallbehandlung (TAB), gefolgt von einem Altholz-Heizkraftwerk. Flusswärme und Tiefengeothermie werden nur geringfügig eingesetzt (genaue Daten nicht veröffentlicht).

3. Fernwärme im Klimaschutzszenario von Heidelberg und Mannheim kohlefrei

Im Unterschied zum KliMa-Szenario wurden in dieser Studie alle Wärmeerzeuger des gesamten Fernwärmenetzes in der Region betrachtet.
Im Klimaschutzszenario wird die Fernwärme zu 85,65% aus regenerativen Energien erzeugt!
Tiefengeothermie und Flusswärme dominieren die Wärmeerzeugung mit 55,3%. Die Wärmeerzeugung aus Bioenergie beträgt 23,15% und aus Altholz 6,80%.

Gegenüber heute werden in der Fernwärmeversorgung der Region dadurch 449.000 t CO2 eingespart. Das sind 75% gegenüber 2020! In der Betrachtung mit der gesamten Stromerzeugung des GKM werden sogar 2,29 Mio. t CO2 gegenüber heute eingespart (siehe Folien im Anhang).

Zur Verdeutlichung der Notwendigkeit von sehr ambitionierten Klimaschutzanstrengungen soll hier noch aufgezeigt werden, dass bei keinerlei getroffenen Klimaschutzmaßnahmen nach exergetischer Betrachtung bis 2030 noch insgesamt  ca. 4,8 Mio. t CO2 im GKM emittiert würden. Dies sind fast 1/3 des verbleibenden CO2-Restbudgets in Mannheim allein für die Fernwärme.

Betrachtet man Fernwärme und Strom im Gesamten, überschreiten die GKM-Emissionen mit ca. 21,6 Mio. t CO2 das Restbudget Mannheims von 16 Mio. t CO2 sehr deutlich.

In beiden Studien ist 2030 aber noch nicht das Ende der CO2-Emissionen zur Fernwärmebereitstellung erreicht.

Fazit

Aus oben genannten Gründen und in mehreren Aspekten ist die Energierahmenstudie vollkommen unzureichend und nicht praktisch für einen ernsthaften Klimaschutzaktionsplan der Stadt Mannheim verwertbar. Wie eingangs erwähnt, ist der Stadt dringend empfohlen, unter Einbezug eines Bürger*innenrats eine eigene zielgerichtete und von wirtschaftlichen Interessen unabhängige Studie in Auftrag zu geben, welche der Öffentlichkeit vollständig zur Verfügung gestellt wird, um Transparenz zu gewährleisten.
 

Anhang

Präsentationsfolien aus dem Online-Vortrag am 4.3.2021 von Dr. Ing. Amany von Oehsen


[1] https://www.mvv.de/fileadmin/user_upload/Ueber_uns/de/Energierahmenstudie.pdf

[2] https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2016_2020/2020_Umweltgutachten_Kap_02_Pariser_Klimaziele.pdf?__blob=publicationFile&v=22

[3] https://www.ipcc.ch/sr15/

Pressemitteilung zur Raddemo (12.09.2020)

Mannheim kohlefrei lehnt Umbau des GKMs zum Gaskraftwerk ab. Fahrraddemonstration am 12. September um 15 Uhr am Schiff vor dem MVV Hochaus zum Steinkohlekraftwerk in Neckarau.


Die Verbrennung fossiler Rohstoffe rückt die Welt immer näher an die Klimakatastrophe heran. In Mannheim beheizt das Steinkohlekraftwerk GKM das Klima weiter: Es verursacht 10 % der baden-württembergischen CO2-Emissionen und ist das dreckigste Steinkohlekraftwerk Deutschlands. Die Steinkohle für das GKM wird unter unzumutbaren Bedingungen in anderen Ländern wie Kolumbien, Russland oder Australien abgebaut und importiert. Nun soll das bisherige Kohlekraftwerk auf Gas umgestellt werden.
“So kann und darf es nicht weitergehen. Gas ist in fast demselben Maße klimaschädlich wie Kohle; es ist eine Lüge, zu sagen, mit Gasverbrennung anstatt von Kohle wäre dem Klima geholfen.”, sagt Pia Vogel von Mannheim kohlefrei.


Für den Bezug von Gas mussten riesige Pipelines für dessen Transport gebaut werden, die eine Menge an Rohstoffen verbrauchten und vor Ort die Umwelt zerstörten. Gleichzeitig emittiert ein Gaskraftwerk auch außerordentlich viel CO2, während es eigentlich – als fossiler Rohstoff in der Erde verbleibend – CO2 auf lange Zeit binden würde. Es gibt einen bunten Blumenstrauß an Alternativen, wie z.B Fernwärme aus Geothermie, Flusswärme, Biomasse, Abwasser- und Industrieabwärme oder Solarthermie, mit welchen die Strom- und Fernwärmeversorgung in den nächsten Jahren über erneuerbare Energie und Wärme gesichert werden kann.


“Und die Politik? Schaut schweigend zu. Das können wir so nicht hinnehmen! Wir müssen uns für eine klimagerechte Zukunft einsetzen, in der die 1,5°C–Grenze eingehalten wird. Wir brauchen Klimagerechtigkeit und erneuerbare Fernwärme jetzt!”, fordert Leon Brülke von Mannheim kohlefrei.
In diesem Zuge – um an den Gemeinderat zu appelieren, aber auch um das Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen – veranstaltet Mannheim kohlefrei am Samstag, den 12. September, um 15 Uhr eine Raddemo vom MVV-Hochhaus am Luisenring zum Steinkohlekraftwerk in Neckarau. Zur Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen wird darum gebeten, einen Mund-Nasen-Schutz und nach Möglichkeit einen Fahrradhelm zu tragen. Die Form des Demonstrierens an der frischen Luft und auf Fahrrädern gewährleistet ein möglichst geringes Infektionsrisiko.


Mannheim kohlefrei fordert eine umgehende Veränderung des Umgangs mit der Klimakrise. Der Mannheimer Gemeinderat solle die Lieferung von Steinkohle-Fernwärme nach Mannheim stoppen,  die Potenziale für Gebäudedämmung und klimaneutrale Wärmeerzeugung erheben lassen, für den Ausbau von 100% klimaneutraler Wärme bis spätestens 2030 sorgen und Erdgas-Kraftwerke als Übergangstechnologie verhindern. Dabei wird die Initiative von fridays for future Mannheim, Extinction Rebellion Mannheim, der Interventionistischen Linken Rhein-Neckar und dem Klimakollektiv Mannheim unterstützt.

Raddemo zum nachschauen auf youtube


Weitere Informationen zu unseren Forderungen und zu den Alternativen finden Sie unter www.mannheim-kohlefrei.de.

Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unsere drei Sprecher*innen:       

Leon Brülke, Tel. 017647674127       
Pia Vogel, Tel. 015789666550       
Günther Frey, Tel 0621-43727911                       


Mit freundlichen Grüßen       
i.A. für die Gruppe Mannheim kohlefrei Karlheinz Paskuda

Pressemitteilung Mannheim kohlefrei & Heidelberg kohlefrei : zu den neuen Plänen des Großkraftwerks Mannheim (24.07.20)

“Das wäre eine bereits verlorene Wette auf die Zukunft der nächsten Generationen!” Mannheim kohlefrei und Heidelberg kohlefrei verurteilen entschieden die am 18. Juli im Mannheimer Morgen vorgestellten Pläne der GKM AG zum Weiterbetrieb des Kraftwerkes bis 2034 und Bau eines neuen Gas- und Dampfturbinenkraftwerks!

Mannheim, 24.07.2020: Aktuelle Pressemitteilung von Mannheim kohlefrei und Heidelberg kohlefrei zu den  Plänen des GKM. Mit der Bitte um Veröffentlichung in Ihren Medien!



“Die Pläne der GKM AG torpedieren sowohl das 1,5°C als auch das 2°C Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens und sind ein harter Verstoß gegen die Klimagerechtigkeit.”
 empört sich Günther Frey. “Es ist eine unverschämte Dreistigkeit, für das Unterlassen der klimaschädlichen Verbrennung von Steinkohle Entschädigungen zu fordern und unverantwortlich mit neuen fossilen Investitionen auch noch in das nächste Problem hineinzusteuern, statt direkt in großem Stile in erneuerbare Energien und Gebäudesanierung zu investieren.”  
Das Gas- und  Dampfturbinenkraftwerk könnte bereits 2025/26 in Betrieb gehen. Doch solche Kraftwerke sind nach Studien von Climact und des Deutschen Instituts der Wirtschaft nicht mit dem Pariser Klimaschutzvertrag vereinbar.  

“Die Fehler der Vergangenheit, ohne zukunftstaugliche Planung in ein fossiles Kraftwerk zu investieren, dürfen nicht noch einmal wiederholt werden! Der Bau von Block 9 ab dem Jahr 2009 hat seit der Inbetriebnahme 2015 viele unnötige Mio. Tonnen CO2 verursacht. Unternehmerischer Weitblick hätte klimaschützend zu einer anderen Planung führen müssen,” fügt Amany von Oehsen hinzu. 

“Diese großen finanziellen Investitionen in fossile Fernwärme sind weder zukunftsgerichtet noch klimaschützend. Die Umrüstung des GKM auf ein fossiles Gaskraftwerk erfordert hohe Investitionen, die für die Umsetzung der langfristig besseren Maßnahmen nicht zur Verfügung stehen, und jetzt schon absehbar verloren sind.” erklärt Pia Vogel.  

Heidelberg und Mannheim kohlefrei treten schon seit 2019 energisch für grüne Fernwärme aus erneuerbarer Energie ein. Das Geothermie-Potenzial in der Region ist so groß, dass damit voraussichtlich ein Großteil des Wärmebedarfs abgedeckt werden könnte. Dazu kommt die Möglichkeit, Flusswärme aus Neckar und Rhein zu nutzen. Außerdem stehen genügend Potenziale aus Solarenergie, Abwärme aus Industrie und Abwasser, oberflächennaher Erdwärme sowie gewisse Mengen an nachhaltiger Biomasse bereit, die Lücken zu füllen, wenn die energetische Gebäudesanierung ambitioniert angegangen wird.  

“Bei einer Umrüstung auf Erdgas könnten zwar zukünftig Wasserstoff oder Methan aus erneuerbaren Energien im GKM verbrannt werden. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass innerhalb der nächsten 10 Jahre eine ausreichend verfügbare Menge zu einem günstigen Preis hergestellt werden kann, es sei denn, man realisiert ein “Desertec Projekt”, was die GKM AG vermutlich nicht vorhat. Das ist nichts anderes als eine bereits verlorene Wette auf die Zukunft der nächsten Generation.” weist Günther Frey auf die klimaschädlichen Pläne des GKM hin.  


Pia Vogel warnt vor einer katastrophalen Konsequenz: „Die Gefahr ist extrem hoch, dass aus betriebswirtschaftlichen Gründen fossiles Erdgas und Fracking-Gas aus den USA deutlich länger verbrannt werden, als es im Sinne des Klimaschutzes und der Klimagerechtigkeit vertretbar ist.“ Erklärend fügt Leon Brülke noch hinzu: „Fossiles Erdgas, das bei derzeit häufig auftretenden Leckagen in Russland in die Atmosphäre entweicht, und Fracking-Gas aus den USA, das ebenfalls hohe Methan-Emissionen in die Atmosphäre entweichen lässt, weisen kurzfristig ein 84 mal höheres Treibhauspotenzial als CO2 auf.
“Andere Kommunen und Energieversorger haben sich bereits Klimaneutralität für die Fernwärme 2030 als Ziel gesetzt. Zum Beispiel Görlitz, welches gemeinsam mit ihrer polnischen Nachbarstadt Zgorzelec ein grenzüberschreitendes, klimaneutrales Fernwärmenetz bis 2030 plant.

Mannheim und Heidelberg kohlefrei fordern deshalb den Gemeinderat und die GKM AG auf, zuerst die erneuerbaren Energiepotenziale gründlich sowie transparent, unter Einbeziehung der Bürger*innen und Umweltverbände zu erheben und zu bewerten und nicht in ein fossiles Erdgaskraftwerk zu investieren.  

Wir appelieren darüber hinaus an die Landesregierung Baden Württembergs und das Regierungspräsidium Karlsruhe, den Plänen der GKM AG nicht zuzustimmenbzw. diese zu unterstützen. Dem von der GKM AG angestrebten Ausbau des Gasleitungsnetzes zur Realisierung des Kraftwerkes darf keine Genehmigung erteilt werden.

Klimaschutz und Klimagerechtigkeit Jetzt!
Erneuerbare Fernwärme bis 2030!  




Weitere Informationen zu unseren Forderungen und zu den Alternativen finden Sie unter www.mannheim-kohlefrei.de.

Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unsere drei Sprecher*innen:       

Leon Brülke, Tel. 017647674127       
Pia Vogel, Tel. 015789666550       
Günther Frey, Tel 0621-43727911                       


Mit freundlichen Grüßen       
i.A. für die Gruppe Mannheim kohlefrei Karlheinz Paskuda

Unsere Meinung zum neu geplanten MVV Öl und Gas Heizwerk (Mai,2021)

Unsere ausführliche Aussage zum Thema nach unserer Erwähnung in der Zeitung “Mannheimer Morgen”

Pressemitteilung von Mannheim kohlefrei zum neu geplanten MVV Öl und Gas Heizwerk in Mannheim Rheinau


Jetzt reicht’s ! (oder auch: ewwe longt’s!) – MVV plant neues, fossiles 300 MW Heizwerk am Rheinufer in Mannheim Rheinau! Die MVV AG hat ihre Pläne für ein neues mit Öl oder Gas betriebenes Heizwerk konkretisiert und an das Regierungspräsidium Karlsruhe zur Genehmigung weitergeleitet. Das Heizwerk soll eine Leistung von 300 MW erbringen, vermutlich etwa 100 Mio. € kosten und soll zur Abdeckung der Spitzenlast im Winter dienen. Warum dazu ursprünglich etwa 7.000 Betriebsstunden Laufzeit vorgesehen waren, das entspricht etwa 80% des Jahres, und nun etwa 2.500 Stunden (das ist immer noch der ganze Winter) bleibt unklar, hat aber mit dem Verständnis von Spitzenlast nichts zu tun.

Mit dieser PM richtet sich Mannheim Kohlefrei an die MVV, die als Stadtwerk eine besondere Verantwortung für die nachhaltige kommunale Daseinsvorsorge hat. Vielfach formuliert sie den Anspruch, als Klimaschutzpionier voranzugehen. Bislang fehlt es aber völlig an Konzepten zu einem Ausstieg aus dem klimaschädlichen Erdgas nach dem großzügig verschleppten Kohleausstieg. Jetzt will die MVV sogar noch als Fernwärmebesicherungsanlage zwei jeweils 150MW große gas- und ölbefeuerte Heizkessel am Rheinauer Rheinufer als Brückentechnologie bis zur völligen CO2 freien Wärmbereitstellung bauen. Dies wird große Mengen CO2 in Mannheims Süden freisetzen und nicht helfen rasch Klimaneutralität in Deutschland zu erreichen.

Gerade plant der Gesetzgeber nach dem Urteil des BVerfG die CO2 Reduktion zu verschärfen. Die Stadtwerke werden deshalb dazu aufgerufen, als Vorreiter, zusammen mit dem vollständigen Kohleausstieg im GKM, Wege für den Ausstieg aus der lokalen Erdgasnutzung aufzuzeigen und auch Alternativen zu dem als Fernwärmebesicherung geplanten Heizwerk zu entwickeln. Unter Berücksichtigung der gesamten Lieferkette ist Erdgas ähnlich klimaschädlich wie Kohle. Mannheim Kohlefrei ist Teil einer globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit. Wir sind solidarisch mit allen, die sich gegen ein weiteres Anfeuern der Klimakrise stellen und mit denjenigen, die schon jetzt massiv unter den Folgen leiden. Während Erdgas momentan noch für die Beheizung von Gebäuden oder in Heizkesseln und Gaskraftwerken für die Fernwärmeerzeugung genutzt wird, wird es in Zukunft allen Prognosen zufolge dafür nicht mehr zum Einsatz kommen.

Um das 1,5 Limit einzuhalten, muss Deutschland bis 2030 vollständig aus der Wärme- und Stromversorgung mit Kohle und Erdgas ausgestiegen sein. Dies hat bislang noch keinen Eingang in die konkreten Planungen der Gasversorgung vor Ort erhalten.

Auf dieses Problem weisen wir hiermit hin: Die Stadtwerke haben eine besondere Verantwortung eine klimafreundliche Energieversorgung und eine sozialverträgliche Wärmewende mit Ausstieg aus der Erdgasnutzung zu gewährleisten. Dafür müssen lokale Kohle- und Erdgasausstiegspläne entwickelt und umgesetzt werden. Die Stadtwerke müssen die Wärmeversorgung vor Ort nachhaltig gestalten und Gaskessel durch Wärmepumpen ersetzen. Ebenso wichtig ist es, die Fernwärme auszubauen und mit erneuerbarer Wärme zu füllen. Es wird Zeit, dass Mannheim umgehend ein Konzept zur Umstellung der Fernwärmeversorgung auf erneuerbare Energien erstellt und bis dahin alle Investitionen insbesondere in fossile Werke unterbleiben.

In einem solchen Konzept gibt es neben der Dezentralisierung der Einspeiser durch Errichtung von Flusswärmepumpen, Geothermieanlagen, Solarthermie, Abwärmenutzung und einem Altholzwerk bestimmt auch Bedarf für kleine Spitzenlastheizwerke, die aber sicher nicht mit dem extrem umweltschädlichen Erdgas befeuert werden dürfen. Die Erzählung von Erdgas als Übergangslösung ist auch deshalb so fatal, weil sie echten Klimaschutz um Jahre verzögert und zu teuren Lock-In-Effekten führt. Beides können wir uns nicht leisten. Gas macht den Klimaschutzeffekt des Kohleausstiegs zunichte, schafft letztlich stranded assets, verschleppt die echte Energie- und Wärmewende und hält die fossile Industrie künstlich am Leben. Wir haben mit dem Kohleblock 9, der 2015 in Betrieb ging, bereits eine 1,2 Mrd. von Mannheimer Bürgern mitfinanzierte Fehlinvestition hier. Darüber hinaus ist der Verweis darauf, das Erdgas langfristig mit Wasserstoff ersetzt wird im Bereich Stromund Wärmeerzeugung eine Nebelkerze.

Es kann nicht oft genug gesagt werden: Wasserstoff als magisches Allheilmittel ist ein Hirngespinst der Gasindustrie. Billiger Trick, um business as usual als Lösung zu verkaufen.

Wir fordern die MVV und ihren Hauptaktionär, die Stadt Mannheim, auf die Pläne für die Fernwärmebesicherung mit Gas und Öl am Rheinufer in der Schublade zu lassen und umgehend eine Wärmeversorgung für Mannheim auf die Beine zu stellen, die mit den Pariser Klimaschutzzielen kompatibel ist. Die Stadt Mannheim organisiert derzeit mit einer breiten Bürgerbeteiligung die Erstellung eines Klimaschutzaktionsplans, der im Februar 2022 vorliegen soll.

Bis zum Vorliegen dieses Plans darf über die beiden Heizwerke weder entschieden noch mit dem Bau begonnen werden. Wir fordern daher die Stadt Mannheim auf, alles zu tun zuerst der Klimaschutzaktionsplan zu erstellen und danach die Maßnahmen nach diesem Plan umzusetzen. Wir fordern die MVV auf ihre Pläne für die beiden Heizwerke solange nicht weiter zu verfolgen bis der Klimaschutzaktionsplan der Stadt vorliegt.

Artikel zum herunterladen
Erwähnung in der Zeitung “Mannheimer Morgen”

Zu lesen auf:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-initiative-kohlefrei-kritisiert-mvv-_arid,1798463.html



Weitere Informationen zu unseren Forderungen und zu den Alternativen finden Sie unter www.mannheim-kohlefrei.de.

Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unseren Sprecher (Mai 2021) :       

Günther Frey – Tel 0621-43727911

                     


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