Pressemitteilung zur Raddemo (12.09.2020)

Mannheim kohlefrei lehnt Umbau des GKMs zum Gaskraftwerk ab. Fahrraddemonstration am 12. September um 15 Uhr am Schiff vor dem MVV Hochaus zum Steinkohlekraftwerk in Neckarau.


Die Verbrennung fossiler Rohstoffe rückt die Welt immer näher an die Klimakatastrophe heran. In Mannheim beheizt das Steinkohlekraftwerk GKM das Klima weiter: Es verursacht 10 % der baden-württembergischen CO2-Emissionen und ist das dreckigste Steinkohlekraftwerk Deutschlands. Die Steinkohle für das GKM wird unter unzumutbaren Bedingungen in anderen Ländern wie Kolumbien, Russland oder Australien abgebaut und importiert. Nun soll das bisherige Kohlekraftwerk auf Gas umgestellt werden.
“So kann und darf es nicht weitergehen. Gas ist in fast demselben Maße klimaschädlich wie Kohle; es ist eine Lüge, zu sagen, mit Gasverbrennung anstatt von Kohle wäre dem Klima geholfen.”, sagt Pia Vogel von Mannheim kohlefrei.


Für den Bezug von Gas mussten riesige Pipelines für dessen Transport gebaut werden, die eine Menge an Rohstoffen verbrauchten und vor Ort die Umwelt zerstörten. Gleichzeitig emittiert ein Gaskraftwerk auch außerordentlich viel CO2, während es eigentlich – als fossiler Rohstoff in der Erde verbleibend – CO2 auf lange Zeit binden würde. Es gibt einen bunten Blumenstrauß an Alternativen, wie z.B Fernwärme aus Geothermie, Flusswärme, Biomasse, Abwasser- und Industrieabwärme oder Solarthermie, mit welchen die Strom- und Fernwärmeversorgung in den nächsten Jahren über erneuerbare Energie und Wärme gesichert werden kann.


“Und die Politik? Schaut schweigend zu. Das können wir so nicht hinnehmen! Wir müssen uns für eine klimagerechte Zukunft einsetzen, in der die 1,5°C–Grenze eingehalten wird. Wir brauchen Klimagerechtigkeit und erneuerbare Fernwärme jetzt!”, fordert Leon Brülke von Mannheim kohlefrei.
In diesem Zuge – um an den Gemeinderat zu appelieren, aber auch um das Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen – veranstaltet Mannheim kohlefrei am Samstag, den 12. September, um 15 Uhr eine Raddemo vom MVV-Hochhaus am Luisenring zum Steinkohlekraftwerk in Neckarau. Zur Einhaltung der Hygiene-Maßnahmen wird darum gebeten, einen Mund-Nasen-Schutz und nach Möglichkeit einen Fahrradhelm zu tragen. Die Form des Demonstrierens an der frischen Luft und auf Fahrrädern gewährleistet ein möglichst geringes Infektionsrisiko.


Mannheim kohlefrei fordert eine umgehende Veränderung des Umgangs mit der Klimakrise. Der Mannheimer Gemeinderat solle die Lieferung von Steinkohle-Fernwärme nach Mannheim stoppen,  die Potenziale für Gebäudedämmung und klimaneutrale Wärmeerzeugung erheben lassen, für den Ausbau von 100% klimaneutraler Wärme bis spätestens 2030 sorgen und Erdgas-Kraftwerke als Übergangstechnologie verhindern. Dabei wird die Initiative von fridays for future Mannheim, Extinction Rebellion Mannheim, der Interventionistischen Linken Rhein-Neckar und dem Klimakollektiv Mannheim unterstützt.

Raddemo zum nachschauen auf youtube


Weitere Informationen zu unseren Forderungen und zu den Alternativen finden Sie unter www.mannheim-kohlefrei.de.

Wir bitten alle Medien im Rhein-Neckar-Raum um Veröffentlichung der folgenden Pressemitteilung. Für Nachfragen, Interviews, Einladungen in Redaktionen und/oder lokale Fernsehsender wenden Sie sich bitte an unsere drei Sprecher*innen:       

Leon Brülke, Tel. 017647674127       
Pia Vogel, Tel. 015789666550       
Günther Frey, Tel 0621-43727911                       


Mit freundlichen Grüßen       
i.A. für die Gruppe Mannheim kohlefrei Karlheinz Paskuda

Update GKM Juni 2020

Der gegen den Protest von Umweltverbänden 2015 in Betrieb gegangene Block 9 des Grosskraftwerk Mannheim (GKM) hat zwar eine hohe Effizienz, die Strom- und Wärmeerzeugung ist jedoch wegen der hohen CO2– Intensität des Brennstoffs trotzdem mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden.

Das GKM ist doch so effizient. Warum ist es trotzdem klimaschädlich?

Der gegen den Protest von Umweltverbänden 2015 in Betrieb gegangene Block 9 des GKM hat zwar eine hohe Effizienz, die Strom- und Wärmeerzeugung ist jedoch wegen der hohen CO2– Intensität des Brennstoffs trotzdem mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden. Ca. 340 g CO2 werden bei der Verbrennung von 1 kWh Steinkohle frei. Der tatsächlich erzielte thermische und elektrische Wirkungsgrad des Kraftwerks ist nicht öffentlich benannt (theoretisch 47% elektrischer Wirkunsggrad und maximal 70% Energieausnutzung), bei der Verbrennung von 1 kWh Steinkohle entstehen aber maximal ca. 0,4 kWh Strom und 0,3 kWh nutzbarer Wärme. Im realen Betrieb liegt dieser Wert system- und betriebsbedingt aber deutlich niedriger. Die Emissionen sind rechnerisch über 50% höher, als wenn die Wärme im Gasbrennwertkessel erzeugt wird und der Strom aus dem Stromnetz als Vergleich herangezogen werden. Hinzu kommt, dass nur ca. 40% der Wärmeerzeugung des GKM aus Block 9 kommen, der Rest kommt aus den deutlich ineffizienteren und älteren Blöcken (nur 38% elektrischer Wirkungsgrad). Laut Geschäftsbericht 2019 des GKM werden insgesamt (alle Blöcke) nur ca. die Hälfte der Kohleenergie in Strom und nutzbare Wärme umgewandelt. Die andere Hälfte belastet die Umwelt, insbesondere den Rhein, durch Abwärme.

Welche Bedeutung (Systemrelevanz) hat das GKM?

Verantwortlich für eine sichere Stromversorgung sind neben den Betreibern der Kraftwerke die vier Übertragungsnetzbetreiber. Diese werden von der Bundesnetzagentur reguliert. Sobald ein Kraftwerksbetreiber, wie beispielsweise die GKM AG, einen Antrag zur Stilllegung eines Blocks stellt, wird geprüft, ob dies möglich ist. Gegebenenfalls wird eine Genehmigung erteilt oder auch nicht. Eine Transformation zu 100% erneuerbarer Stromproduktion ist wissenschaftlich erforscht und die Machbarkeit nachgewiesen worden. Im Übergang werden zeitweise noch Reserve und Ersatzkraftwerke benötigt.

Bei der Fernwärmeversorgung wird durch eine dezentrale Einspeisung aus verschiedenen erneuerbaren Quellen das System deutlich komplexer. Die wissenschaftlichen und technischen Konzepte liegen bereit, um Spitzen beim Wärmebedarf auch ohne fossile Kraftwerke abzufangen und auch entsprechende Reserven bereitzustellen. Der „Energie- und Zukunftsspeicher“ in Heidelberg-Pfaffengrund ist ein gutes Beispiel für diesen Transformationsprozess. 

Bild Quelle: privat Person


Machen Sie Mannheim beim Klimaschutz zum Vorbild!

FAQ Steinkohle

Das GKM ist ein Investitionshindernis gegen einen klimaverträglichen Umbau der Energie-und Fernwärmewirtschaft in Mannheim und der Metropolregion. Die Milliardeninvestition in die veraltete Steinkohleverbrennung wie bei Bau des Block 9 behindert sinnvolle Investitionen in Energieeffizienz, Erneuerbare Energieträger und Wärmeschutz.

Warum soll das GKM abgeschaltet werden? 

Warum soll das GKM abgeschaltet werden? 

Kohlekraftwerke verschmutzen die Atemluft mit Schadstoffen wie Feinstaub, Stickoxiden,Schwefeldioxid, Quecksilber, Arsen sowie Dioxinen. Das GKM emittiert pro Jahr (2017) unter anderem etwa 6,9 Mio Tonnen CO2, 2900 Tonnen Stickoxide, 90 Tonnen Feinstaub (PM10) und 122 kg Quecksilber. Es gehört damit zu den klimaschädlichsten Kraftwerken in ganz Europa. Die Europäische Umweltagentur hat die Kosten der Umwelt- und Gesundheitsschäden der 28.000 größten Industrieanlagen in der Europa anhand der im PRTR gemeldeten Emissionsdaten mit den wissenschaftlichen Methoden der Europäischen Kommission abgeschätzt. Danach liegt das Großkraftwerk Mannheim auf Rang 53 der Schadenskosten aller europäischen Industrieanlagen.

Das GKM ist doch so effizient. Warum ist es trotzdem klimaschädlich?

Der gegen den Protest von Umweltverbänden 2015 in Betrieb gegangene Block 9 des GKM hat zwar eine hohe Effizienz, die Strom- und Wärmeerzeugung ist jedoch wegen der hohen CO2– Intensität des Brennstoffs trotzdem mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden. Ca. 340 g CO2 werden bei der Verbrennung von 1 kWh Steinkohle frei. Der thermische und elektrische Wirkungsgrad des Kraftwerks ist nicht öffentlich benannt, bei der Verbrennung von 1 kWh Steinkohle entstehen aber ca. 0,4 kWh Strom und 0,3 kWh nutzbarer Wärme. Diese Emissionen sind über 50% höher, als wenn die Wärme im Gasbrennwertkessel erzeugt wird und der Strom aus dem Stromnetz als Vergleich herangezogen werden. Hinzu kommt, dass nur ca. 40% der Wärmeerzeugung des GKM aus Block 9 kommen, der Rest kommt aus den deutlich ineffizienteren und älteren Blöcken.

Kann der Quecksilber-Austausch gefährlich werden?

Quecksilber (Hg) zählt zu den schädlichsten neurotoxischen Substanzen. Einmal in der Atmosphäre, breitet sich Quecksilber weiträumig und über weite Distanzen in der Umwelt und folglich im menschlichen Körper aus. Im Jahr 2017 wurden 122 kg Hg aus dem GKM emittiert. Im Jahr 2015 war das GKM das Steinkohle-Kraftwerk mit den höchsten Hg-Emissionen in Deutschland. Damals lagen die spezifischen Hg-Emissionen bei 5,48 μg/Nm³ (Fracht pro Normvolumen). Das liegt zwar unter dem seit 2019 in Deutschland geltenden Jahres-Grenzwert von 10 μg/Nm³, allerdings gilt dieser Grenzwert hinsichtlich des Standes der Technik als extrem schwach. Mit neuen Filtertechnologien wären Werte unter 1μg/Nm³ rasch umsetzbar. Zum Vergleich: In den USA gilt ein 30-Tage-Grenzwert (Ein rollender 30-Tage-Grenzwert ist an sich bereits strenger als ein Jahresdurchschnitt wie in Deutschland) für Steinkohle von 1,5-2,2 μg/Nm³. Durch den Einsatz von moderner Filtertechnologie konnte in den USA innerhalb von 2 Jahren fast die Gesamtkapazität der gesamten EU mit Hg-spezifischen Minderungstechniken ausgestattet werden. Dadurch ist die Quecksilberintensität deutscher Kohleverstromung etwa 20 mal höher als in den USA.

Wo kommt die Steinkohle eigentlich her?

Steinkohle wird nicht mehr in Deutschland abgebaut, sondern wird aus anderen Ländern importiert. Für das GKM kommt die Steinkohle aus Russland, Kolumbien und anderen Ländern, genauere Informationen liegen nicht vor. Bekannt ist jedoch, dass der Steinkohleabbau in den Abbauländern zu massiven Umweltfolgen und Menschenrechtsverletzungen führt. In Kolumbien werden so zum Beispiel indigene Völker vertrieben um den Kohleabbau zu fördern.

Welche Bedeutung (Systemrelevanz) hat das GKM?

Durch eine dezentrale Einspeisung aus verschiedener erneuerbaren Quellen wird das System der Fernwärme deutlich komplexer. Die wissenschaftlichen und technischen Konzepte liegen bereit, um Spitzen beim Wärme- und Strombedarf auch ohne die Verbrennung von Steinkohle abzufangen. Der „Energie- und Zukunftsspeicher“ im Pfaffengrund ist ein gutes Beispiel für diesen Transformationsprozess.

Welche Alternativen gibt es zu Fernwärme aus dem GKM in Mannheim?

Als Alternative zur Fernwärme aus Steinkohle eignet sich am besten ein Mix aus verschiedenen, dezentralen Wärmequellen, die in das Fernwärmenetz eingespeist werden können. Für die Dekarbonisierung des (Fern-)Wärmenetzes ist jedoch ein technisch-ökologischer Strukturwandel in allen Wertschöpfungsstufen nötig. In der Wärmeerzeugung können sich verschiedene Wärmequellen (z.B. Umweltwärme, Solarthermie, tiefe Geothermie, Biomasse-Heizkraftwerke, industrielle Abwärme) über eine dezentrale Einspeisung ins Wärmenetz in Kombination mit Wärmespeichern ergänzen und eine ganzjährige Versorgungssicherheit gewährleisten. Bei der Verteilung der regenerativen Wärme ist vor allem eine Temperatur- und Druckabsenkung im Wärmenetz für die Einspeisung dezentraler Wärmequellen und für Steigerungen der Energieeffizienz nötig. Der Vertrieb der Wärme sollte transparent erfolgen und die Möglichkeit für Bürger*innenbeteiligung bieten.

Welche Konsequenzen hat eine Abschaltung für die Mitarbeiter*innen des GKM?

Das GKM ist ein Investitionshindernis gegen einen klimaverträglichen Umbau der Energie-und Fernwärmewirtschaft in Mannheim und der Metropolregion. Die Milliardeninvestition in die veraltete Steinkohleverbrennung wie bei Bau des Block 9 behindert sinnvolle Investitionen in Energieeffizienz, Erneuerbare Energieträger und Wärmeschutz. Damit werden wichtige regionalwirtschaftliche Innovationen behindert sowie die Entstehung neuer Arbeitsplätze im Bauhandwerk, bei den Energiedienstleistungen und im Anlagenbau gefährdet. Der Arbeitsplatzeffekt einer sauberen Energieversorgung ist gegenüber einem Kohlekraftwerk deutlich höher. In Mannheim sind es um die 500 Arbeitsplätze, die an der Kohle hängen. Für diese Menschen, die im GKM arbeiten, müssen existenzsichernde Lösungen gefunden werden. Auch die Energiewende benötigt Expert*innen, die in Zukunft die verschiedenen dezentralen Anlagen betreuen, das Netz in Stand halten und alles organisieren. Durch die Energiewende können auch in Mannheim mehr Arbeitsplätze geschaffen, als abgebaut werden.


Zum Weiterlesen

Eine kleine Zusammenfassung, warum Steinkohle ein Klimakiller ist, findet ihr auf der Homepage vom BUND Baden-Württemberg:

https://www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/Dokumente/Themen/Klima_und_Energie/2019_Flyer_Steinkohle_Web.pdf

Machen Sie Mannheim beim Klimaschutz zum Vorbild!

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